affektieren – kontrollieren. Film und Affektpolitik

26.06.2018

Gastvortrag, Screening, Diskussion

Panel zum Thema:
affektieren – kontrollieren. Film und Affektpolitik


Vortrag von Vanessa Scharrer (Rochester, NY)
Kurzfilm von Andreas Schmiedecker und Nima Séne (Berlin)
Diskussion mit Vanessa Scharrer und Andreas Schmiedecker
Moderation: Stefan Schweigler

Mit Buffet | Eintritt frei

Dienstag 26. Juni. 2018, 18.00–20.00 Uhr
tfm Rotunde, Raum 2H558
Althanstraße 14, 1090 Wien

  • Vortrag von Vanessa Scharrer

Die gefährliche Magie der Farbe – Naiver Blick und politische Kontrolle 

„How many colors are there in a field of grass to the crawling baby unaware of ,Green‘? How many rainbows can light create for the untutored eye?”, fragt sich Stan Brakhage in „Metaphors of vision“. Hinter dieser naiven Betrachtung des Filmemachers verbirgt sich bereits das gesamte Spektrum der Erfahrung von Farbe und Farbfilm. Farbe, die als affektives Phänomen im Film stets begehrt war, weil sie so faszinierend auf uns wirkt und gerade deshalb in ihrer Wirkung kontrolliert werden sollte. Der Vortrag soll dieses Spektrum an Kontrolle über Farbe mit affekttheoretischen Theorien etwa Brian Massumis beleuchten – sowie genderspezifische Aspekte – und anhand der technischen Geschichte von Farbfilm zeigen, wie sich das Verhältnis von Farbe und audio-visuellen Medien weniger ikonographisch als machttheoretisch gestaltet. Farbe ist im Zuge dieser Entwicklung zwischen den Sphären der vermeintlich ästhetisch neutralen Filmwelt und der politischen Werbung angesiedelt. Bei näherer Betrachtung dieser Trennung wiederholen sich Fragen wie, Was ist Farbe? Was bewegt uns an ihr? Und wie können wir ihr „Herr“ werden? Die immer wiederkehrende Diskussion dieser bringt die Unbestimmtheit der Natur von Farbe ans Licht.

  • Kurzfilm von Andreas Schmiedecker und Nima Séne

COmmON SENSe: US. Gesellstadt und Kapital I: Frames of Together

D 2018, 20 min, aktuelle Arbeitsfassung

Synopsis: „In der Stadt herrscht Krieg. Working together is an act of war. Die Aliens sind schon lange gelandet, aber das ist allen Zäunen egal. So verhalten wir uns gemeinsam gegenüber einer vergangenen Utopie. Großzügig bedienen wir uns in der Bibliothek. Die bemerkenswerte Tatsache, dass sich überraschend viele Menschen auf Fußball einigen können, sollte dazu führen, dass man Menschen über Fußball besser erreichen kann. Darüber hinaus bedeutet das Prekariat nichts, wenn es nicht mit einem konkreten Körper(-Erlebnis) verbunden ist. Anders ausgedrückt: Wir suchten nach einer Stimme und erhielten diese Physis. Der vorliegende Text ist kein Zitat von Octavia Butler.“

Vanessa Scharrer ist Absolventin der L Jeffrey Selznick School of Film Preservation 2018 und erhielt das Film Preservation Service Fellowship des George Eastman Museums. Ihre Forschung bezieht sich auf historisches Filmmaterial, Farbtheorien und Archivtheorie. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien und schloss mit einer Masterarbeit zur Affekttheorie und Farbe ab. Sie war tätig beim Filmarchiv Austria, beim Filmmuseum Frankfurt am Main und schrieb als Filmkritikerin für die Wochenzeitschrift Falter.
Andreas Schmiedecker is freelance poet, teacher and filmmaker in Berlin and Vienna. Former student of Universities in Vienna, Moscow and Leuven. Has been teaching German and taught workshops on how to teach German. Collaborates on artistic projects.
Nima Séne is freelance performance maker in Berlin and Glasgow. With a background training in Dance Theater, she developed a physical approach, deeply interlinked with text, theatricality, performance art, music, spoken word, aesthetics and socio-political issues.

Kontakt: stefan.schweigler[at]univie.ac.at

affektieren – kontrollieren