Anti | Immersion? Zur Performativität filmischer Erfahrung zwischen Annäherung und Distanzierung

Laura Katharina Mücke

Anti | Immersion? Zur Performativität filmischer Erfahrung zwischen Annäherung und Distanzierung

In der zeitgenössischen Begeisterung für die immersiven Möglichkeiten medialer Erfahrung, in der der unmittelbare Kontakt zwischen Medium und Rezipient*in schier unabdingbar geworden ist, ist das Potenzial eines dazu gegenteiligen Prozesses in den Hintergrund gerückt: der Faktor der Distanznahme. Mit der Betitelung ‚Anti | Immersion‘ wird mit dieser Arbeit ein neuer Zugang zum Wirkungsbegriff der Immersion vorgeschlagen, der dem näheerzeugenden Prozess der Immersion die Eigenschaft der gleichzeitigen Schaffung von Distanz angliedert. Immersion ist hierfür in der Forschungstradition der Phänomenologie als doppelseitiges Changieren zu begreifen, durch das die Positionierungen von Werk und Rezipient*in zueinander während der Betrachtung stetig neu ausgelotet werden. Annäherungen und vor allem Distanzierungen begreift die Arbeit in diesem Zuge konkret als Prozesse, welche die innerfilmischen und außerfilmischen Wirklichkeitsebenen verknüpfen und ein ganzheitliches, mehrschichtiges Erlebnis evozieren. Hierfür tätigt die Arbeit einen Blick auf konkrete situative Kontexte der Erfahrung, um zu erweisen, dass der rein semantisierende Zugang zum Film heute ganz entscheidende Komponenten filmischer Rezeption und ihrer lebensweltlichen Verankerung (Kontexte, Dispositive, Institutionen, Historiografie) außen vor lässt. Die damit erreichte Dynamisierung des filmischen Wirkbegriffes will den komplexen Herausforderungen heutiger hybrider Medienerfahrung wissenschaftlich begegnen und Phänomene wie das Vaudeville-Theater, das Expanded Cinema, das Secret Cinema und den interaktiven Spielfilm ins Visier nehmen.